Elfenbein

Was hast Du gelitten mein Kind in Deinem Elfenbeinturm. Viele Elefanten haben ihre Stoßzähne dafür opfern müssen. Ach, hätten sie ihn nur nicht geschnitzt. Schön anzusehen, war er ein Ort des Grauens. Die Kirche hat Hildegard den Turm geschenkt, sie bat darum; nur hieß sie damals noch anders. Später nannte sie sich Hildegard von Bingen. Mein armes Kind hat die qualvollsten Stunden erlebt. Immer schlugen sie ihr auf die Augen, damit das äußere Licht erlösche und das innere Licht leuchte. Ihre Worte waren es, aber anders gemeint. Das nahm sie zum Anlaß, für das, was sie tat.

Du Hildegard, mit Dir habe ich heute gesprochen. Du glaubtest nicht, daß Du es warst, die mein Kind so gequält. Mit sieben Jahren wurde sie Deiner Obhut anvertraut. In Deine Schule sollte sie gehen, wie die anderen Kinder. Was lieberes als dieses Kind, hat man nie gesehen. Hell waren Auge und Haar, das Herz von Gold. Ach, mein Mädchen, was hättest Du der Welt geben können. So aber warst Du eingeschlossen in einen Elfenbeinturm. Immer wieder wollten sie von Dir was wissen. Ich gab Dir was sie wollten, aber es war nie genug. Glänzen wollten sie mit meinem Wissen. Edelmut sieht anders aus.

Sie will nicht, daß ich Deinen Namen nenne, aber ich muß es tun, Du weißt warum. Bettina Morland, zeige meiner kleinen Renate, wie man mit dem Adel umgeht. Nein, nicht mit dem Seelenadel, den hat sie wie niemand sonst. Nein, Du sollst für sie die Brücke sein, durch Deine Herkunft. Alles gab ich Dir einst, Elsa von Brabant. Ja, Elsa von Brabant, die Sage kennt Ihr. Als Lohengrin, der in Wirklichkeit Loherangrin heißt, auf Erden war, hat er sie geliebt und sie ihn. Aber Ihr kennt ja das Verhängnis. "Nie sollst Du mich befragen!" Das war das Ende, als sie es doch tat.

Du mein Engel, denkst immer an diese Worte und vertraust mir, obwohl ich Dich so oft geprüft habe. Ich bin bei Dir und bleibe bei Dir mein Kind, wir müssen erfüllen!

Betina, Du bist mein Augenstern heute und morgen. Als Du es gesehen hast, warst Du sofort bereit, wiedergut zu machen. Lasse mein Kind nie allein. Die Gralsverwaltung, speziell der Bereich: "Der Adel", das lege ich in Deine Hände. Mir und ihr wirst Du treu dienen, das weiß ich. Nochmal ist Dir vergeben.

Loherangrin ist auch unter uns. Nie mehr wird er ehelichen, aber sein Glanz wird um sie sein. Mein Held, Du bist ganz in ihrer Nähe Loherangrin, weißt Du es schon? Heldenhaft hast Du sie verteidigt, als sie so erniedrigt worden ist, du als einziger. Was bist Du doch so schön! Alle sind von Deinem Charmè so hingerissen mein Held, daß es eine wahre Freude ist.

Ihr dämmert noch nichts. Sein Charmè, wer?, und ohne Familie? Zwecklos, sie kommt nicht drauf. Heute hast Du sie verteidigt, ja heute. Sende Deine Grüße zu ihr, sie ist so allein gewesen. Du hast heute gezeigt, daß Du mir treu bist.

PS

"Heute" war in beiden Fällen "gestern".