Marie Antoinette
Mein Herz, heute hast Du gesehen, was Historiker aus Deinem Leben gemacht haben. Du bist voller Tränen über das, was Du gesehen hast. Alles ist an den Haaren herbeigezogen, alles! Ja alles. Du warst der liebenswürdigste Mensch den man sich vorstellen kann. Sexuell gestört König Ludwig der XVI., keineswegs, er war ein ganz normaler Mann. Beide waren Kinder als man sie verheiratet hat. Am Französischen Hof war alles anders als in Österreich. Natürlich sehnte sie sich zurück, ein Mädchen das beschaut wurde, wie das damals üblich war. In ihr ist alles zerbrochen, ihre Frauenwürde vor allem. Was glaubt Ihr, hat ihr den Ruf eingebracht, sie würde den König betrügen? Ihre Weigerung an der Revolution teilzunehmen. Man hat Leute eingeschleust, die jedes Wort notiert haben und alles was Du getan hast.
Das kommt Dir bekannt vor, weil es kurze Zeit vorher, als die Resistance begann, bei Ludwig XV., mit dem Du als Pompadur gelebt hast, genauso war. Sie wollten ihre Opfer! Ein Wort, das die Pompadur gesagt hatte, führte zu ihrem Tod, zu Sonnhilds Tod, geköpft wie Du später. Nicht daß Du sie angezeigt hättest, aber Du hast es ausgesprochen und das war für ihre Henker das Tüpfelchen auf dem i.
Was hast Du gelitten mein Kind als man Dich so in den Schmutz gezogen hat mit ihren Pamphleten. Keine Gemeinheit war ihnen zu viel, nur um den Hof zu stürzen, das war das eigentliche Ziel. Deine angebliche Prunksucht erschöpfte sich in normal üblicher Ausstattung bei Hofe. Wenn Maria Theresia sie diesbezüglich mahnte, dann, weil sie schon kommen sah, was Ludwig und seine Gemahlin nie für möglich gehalten hat.
Du hast mich gefragt, ob Du ihn betrogen hast. Ich konnte es Dir nicht sagen, erst als Du sagtest, ich fühle, daß ich nicht untreu sein kann. Nein, mein Herz, Du warst Ihm nicht untreu; nur einmal hattest Du ein kleines Techtelmechtel, aber immer im Rahmen des Anstandes. Wahrhaftig wie Du bist, willst Du auch das gesagt haben, was wirklich zu Ärgernissen Anlaß gab. Du warst nicht nur gut, kein Mensch ist das, auch das mußtest Du erleben. Du liebtest Spiel und Tanz, sogar das Würfelspiel. Deine Mutter Maria Theresia zerstreute sich auch mit Spielen, aber nicht in dem Maße, wie Du es getan hast. Doch daraus Oberflächlichkeit zu attestieren ist weit über das Ziel hinausgegriffen. Was Dir vorzuwerfen wäre ist die Not Deines Volkes, die Du nicht wahrhaben wolltest, leider. Das war der Anlaß für die geplante Entmachtung. Dennoch ist alles zu unserer Umsetzung geschehen. Nicht, daß die Revolution u.s.w. von uns geplant war. Aber wir können nur durch eigenes Erleben nachempfinden, wie Euer Leid entstanden ist und das mußten wir, sonst wäre das Gericht so ausgefallen, wie viele es erwarten, streng und gerecht!